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Tageb(r)uch aus Kreta


Der brennenden Sonne und dem türkisfarbenen Meer zeigt die Palme ihre samtbraunen Fransen.

Die stillen Hunde liegen, überall dem Schatten nach. Ich schaue zweimal: leben sie? Ich bleibe stehen und warte, bis ich den Atem ihre Bäuche bewegen sehe.

Fischer versuchen den grossen Fisch in eine Kühlschublade zu stecken. Doch er ist zu gross und sie wissen nicht, was tun. Ihn beschneiden? erwägen sie eine hundertstel Sekunde lang, ein schmales leises Zögern - dann hätte er weniger Wert.

Wir laufen weiter, bevor sie eine Lösung gefunden haben.

Das Meer kräuselt sich in spitzen Lippen. Im venezianischen Hafen liegt das Wasser still und hellgrün. Auf der offenen kretischen See ein dunkelblauer Teppich mit weissen Schaumkronen.

Triopetra

die Zikaden singen ihr Morgenlied, das Meeresrauschen immer da, ein paar hundert Meter weiter unten entrollt es seinen Wasserteppich auf Sand. Das Appartement ist schön, still, erhaben, weil sein Blick wie ein Augenlid nach vorne aufs Meer geht, doch auch nach unten in diese herrliche Ebene, rote Erde, Natur, strahlendes Weiss, ein Kubus Haus, das Meer tiefblau. Es fehlt Kaffee, um alle guten Geister zu wecken.

3.8.2019 die Zikaden schreien um Leben und Tod. Ein ohrenbetäubender Gesang.

Ich kaufe ein gebügeltes Haus und lege es unter die Decke.

Grün sind die Lippen.

Viola das Augenlid.

zartrosa Schamlippen tragen viele Lächeln fort.

Der kleine asiatische Junge spielt hingebungsvoll mit dem Sand und einem sprühenden Meer.

Der Wind reisst an Haaren, Tüchern und allem, was lose ist. Wir lieben. Wir müssen lauter reden, damit wir uns verstehen. Der Wind reisst auch an den Worten, trägt sie weg, sobald sie auf dem Lippenrand. Die zarte Rückenschale eines kleinen Krebses, burgundrot und orangefarben. Auch die Hülle einer kleinen Krebsschere, behaart liegt sie in der Höhle der Hand, federleicht. Kein Krebsfleisch mehr vorhanden, nur Hülle. Ich wusste nicht, dass Krebse sich häuten. Tun sie es?

Ich denke ihn mir ins Meer zurück.

Ein Kitesurfer spielt sein Game mit dem Wind. Es ist schwierig, unverletzt ins Meer zu gelangen, raues Lavagestein säumt einen Teil des Strandes.

Der Pool gestern Abend war glatt wie ein Spiegel. Die Cocktails schwitzten in der warmen Atmosphäre. Die Barkeeperin trug ihr schwarzes kurzes Haar gegelt am Kopf, ihre dunkel geschminkten Lippen versprachen harten Sex. Trotzdem ihr Wesen herzlich.

5.8.2019 ich bestelle Kaffee beim room service während sie schläft und setze mich damit auf die Terrasse, in die stille Wärme des Morgens. Zartgliedrige Vögel fliegen lautlos, doch mit unendlichen Flügelschlägen durch die Luft, als wären sie eine Vorstufe zu Kolibris, 40 - 50 Flügelschläge pro Sekunde (...).

Plötzlich seh ich von überall her Zimmermädchen strömen, die beginnen, alle glatten Flächen und Böden zu putzen.

Gestern Abend haben wir uns nach dem Essen an den Strand gesetzt. Die untergehende Sonne hat alle Worte begleitet, die ich über den Bruch mit meiner Familie verlor und wiedergefunden habe.

Heute wirft das Meer hohe Wellen, denen wir uns glücklich überlassen.

Wir können nicht immer mächtig sein.

6.8.2019 Als ich kurz aufwache und wieder einschlafe, träume ich von wilden Katzen; ein Leopard, ein Tiger, ein Panther und ein Löwe und ein Gepard. Sie sitzen alle in einer Gruppe und beobachten uns oberhalb einer Böschung, in einer kleinen Höhle., wir sind auf der Alp in der Höhe ob Schwyz. So sieht es im Traum nicht aus, doch ich empfinde es so. Wann werden sie angreifen? wie sind sie hergekommen, an diesen Ort, der nicht für sie gemacht ist?

8.8.2019 òmorfos anthropos

10.8.2019 silbrig glitzert das Meer, hell und gleissend am frühen Morgen.

Die kleine Vogelfeder in den Sand fallen lassen. Sie lag über ein Jahr in meinem Notizheft, der Wind trägt sie sofort mit sich.

Die bevorstehende Abreise wird begleitet, von melancholischen Gedanken. Eine Zeit des Friedens mit der Natur der Insel geht zu Ende und eine Zeit der Unschuld. Der Körper meiner Tochter verströmt mittlerweile mehr Weiblichkeit als mein eigener, was mich nicht betrübt.

Ich habe von Fehlern geträumt, von verpassten Chancen und Drogensüchigen, in dieser letzten Nacht auf Kreta. Die Insel hat viel Wärme gegeben, Licht, wilde Schönheit, offenbarende Landschaften, ein tief dunkelblaues Meer. Die Menschen sind offen, authentisch, stark.

Zeus, Sokrates, Aristoteles: Griechenland's Geschichte hat die Welt geprägt, die Sprache. Die köstliche Nahrung! alles im Überfluss.

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